Die Werbung der Zukunft – alles per App?
Immer wieder kommt die Diskussion auf, ob Werbeprospekte aus Papier noch zeitgemäß seien. Mit einem Verweis auf Nachhaltigkeit haben in jüngster Vergangenheit gleich mehrere Einzelhändler ihre gedruckten Prospekte eingestellt und werben stattdessen für ihre unternehmenseigene App. Dabei wird manchmal sehr vorschnell mit ökologischen Einspareffekten argumentiert, die einseitig nur die wegfallende Papierproduktion betrachten. Dass durch den Umstieg auf digitale Werbung an anderer Stelle wiederum zusätzliche Effekte entstehen, wird außer Acht gelassen.
Auch eine App kommt nicht zum ökologischen Nulltarif. Sie muss programmiert werden, die Server verbrauchen Energie und erzeugen Wärme, weswegen sie wieder energieintensiv gekühlt werden müssen. Jedes mobile Endgerät wird mit Strom betrieben, und je mehr Daten übertragen werden, desto höher der Energieverbrauch. Ungefähr 5 bis 12 Prozent des globalen Stromverbrauchs sind auf die Digitalisierung zurückzuführen, schätzt der IPCC. Zum Vergleich: Bereits sechs Prozent entsprechen dem gesamten Bedarf Indiens. Hinzu kommen die ressourcenintensive Herstellung und häufig kritische Entsorgung von Laptops, Tablets und Smartphones.
Daher sollte man sehr behutsam mit Berechnungen umgehen, die die ökologischen Auswirkungen von Papier und digitalen Medien gegenüberstellen – besonders, wenn es keine belastbaren, wissenschaftlichen Ökobilanzen gibt. Wie der tatsächliche Vergleich von Papier-Prospekten und der Werbe-App eines Einzelhändlers ausfällt, wird auch vom Nutzungsverhalten abhängen – und davon, ob es sich um Recycling- oder Frischfaserpapier handelt.
Für Hintergrundinformationen zum Thema empfehlen wir unsere PapierPodcast-Folgen „Papier in einer digitalen Welt – Zurück in die Zukunft?“ und „Papier in Zeiten von Digitalisierung und Nachhaltigkeit – Welches Papier ist zukunftsfähig?“ sowie die Publikation „Die Zukunft von Papier in einer digitalen Welt“.